In Deutschland werden jedes Jahr ungefähr 22 .000 Kinder von Müttern im Alter unter 20 Jahren geboren. Teenager-Schwangerschaften treten in Deutschland wie auch in anderen Industrieländern gehäuft bei Personen mit niedrigerem sozioökonomischen Status und geringerem Bildungsniveau auf. Teenage-Mütter leiden nicht selten unter traumatischen Kindheitserfahrungen und unter postpartaler Depression. Im Umgang mit ihrem Kind zeigen sie häufiger eine geringere Feinfühligkeit für die Bedürfnisse ihres Kindes und weniger liebevolle Verhaltensweisen. Kinder von Teenage-Müttern stellen somit eine Hochrisikogruppe für Kindesvernachlässigung und -misshandlung dar, insbesondere dann , wenn weitere familiäre Stressoren hinzukommen. Die kognitive und emotionale Entwicklung dieser Kinder ist häufiger auffällig, die Kinder zeigen häufiger aggressive Verhaltensweisen als Kinder erwachsener Mütter. Erste Interventionsstudien konnten zeigen, dass ein Training der mütterlichen Feinfühligkeit eine sichere Mutter-Kind Bindung fördern und die mütterliche Depressivität reduzieren kann.
Ziel der vom Förderverein unterstützten Studie ist es, zu untersuchen, ob ein solches Mutter Kind-Interventionsprogramm bei adoleszenten Müttern und ihren Kindern das mütterliche und kindliche Wohlbefinden verbessern kann und die kognitive und emotionale Entwicklung des Kindes positiv beeinflussen kann. Neben Erfahrungen aus dem familiären Umfeld und aus der Umwelt werden die kindliche Entwicklung und unser alltägliches Verhalten auch durch vererbliche bzw. genetische Anlagen beeinflusst. Daher soll auch geklärt werden welche anderen Faktoren wie z .B. die seelische Gesundheit der Mutter, Hormone oder bestimmte Gene dies beeinflussen können.
Das Interventionsprogramm beinhaltet u.a. Hausbesuche, während derer im Einzelkontakt mit der Mutter aktuelle Fragestellungen und Probleme besprochen werden. Mindestens bei jedem zweiten Einzelkontakt findet zudem eine Videointervention statt, die besonders geeignet ist, die mütterliche Feinfühligkeit zu verbessern. Dabei werden kurze, alltägliche Situationen wie z.B. das Wickeln, Baden, Spielen oder Füttern gefilmt und anschließend mit der Mutter gemeinsam angeschaut. Währenddessen werden die Signale, die das Kind sendet, beobachtet und zu den Signalen die passenden mütterlichen Verhaltensweisen erarbeitet. Zusätzlich gibt es auch Gruppenangebote, in denen die Mütter andere Mütter in ähnlichen Lebenssituationen kennenlernen können. Sollte eine Mutter selbst einer psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlung bedürfen, so wird diese natürlich auch sichergestellt.